Josefskapelle- der Mönchhofaltar

Ein einmaliger Schatz steht in der Josefskapelle, welche direkt an das Mainzer Altenheim grenzt. Erfahren Sie mehr über diesen!

Josefskapelle - der Mönchhofaltar

 

 

Am Rande der Stadt Mainz, also dort wo heute die Favorite steht, baute der Kartäuserorden 1474 die Salvatorkapelle.  Viele Jahre später, 1742, holte der damalige Prior Weicken sich die besten Meister und Handwerker der Stadt, um einen Altar bauen zu lassen: Den  Schreiner Franz Anton Herrmann, der auch das Chorgestühl im Dom gefertigt hat. Für die Figuren beauftragte er den Bildhauer Burkhard Zamels. Beide schufen Meisterwerke: Einen Hochaltar, 5,75 Meter hoch und 4,05 Meter breit, sowie zwei Seitenaltäre, Maria und Josef  zugedacht. Dazu aber später mehr.

 

Der Kurfürst löst die Klöster auf

 

Kurfürst  Friedrich-Karl Joseph von Erthal brauchte Geld und löste am 15.1. 1781 das Altmünster- und Reichsklarakloster auf.  Zunächst war die Annahme, dass auch die Klause der Kartäuser in diesem Jahr aufgelöst wurde. Inzwischen sagen aber andere Berichte, dass die Gebäude der Klause erst 1791/92 niedergelegt wurden. Der Kurfürst verkaufte Kirche, Kapelle, Bibliothek und alles Inventar und stockte damit den Etat der Universität auf. Bei der Frage wohin mit dem großen Altar der Salvatorkapelle blieb nur die kleine Kapelle auf dem Hofgut Mönchhof  bei Raunheim  übrig. Dieses Hofgut Mönchhof soll bereits 1290 in den Besitz des Reichsklaraklosters gekommen sein, also eine Verbindung zu Mainz gehabt haben. Allerdings, kaum war der Altar dort aufgebaut,  gammelte er vor sich hin. Die Kapelle dort wurde  als Schaf- und Hühnerstall genutzt. Dort geriet er in Vergessenheit.

Die beiden Seitenaltäre dagegen wurden in die Kirche von Marienrachdorf im Westerwald verkauft, wo sie sich heute noch befinden. Sie sind durch eine Beschriftung als ehemaliges Inventar der Kartause in Mainz ausgewiesen und stilistisch mit dem Mönchhofaltar eng verwandt.

 

Ein Historiker rettet den Altar

 

Der Historiker August Feigel entdeckte um 1874 den Altar in dem Stall und meldete seinen Fund dem Landesmuseum in Darmstadt. Galerieinspektor Rudolf Hofmann erkannte den Wert des Altarbildes und des gesamten Altars. In den nächsten Jahren holte das Museum ein Inventarstück nach dem anderen aus dem Stall.

Dann, vor genau 100 Jahren, also 1916, holte das Landesmuseum Darmstadt den kompletten Mönchhofaltar in seine Räume. Damit wurde der Altar vor der Vernichtung bewahrt. Er wurde vom schlimmsten Schafs- und Hühnerdreck befreit, grobe Schäden wurden ausgebessert und der Altar schließlich im Barocksaal des Museums aufgestellt. Im zweiten Weltkrieg wurde ausgelagert und kehrte 1955 in den Waffensaal des Museums zurück.

Eine gute Idee

 

2007 wurde die Josefskapelle gründlich saniert, nahezu komplett erneuert. Dort war Platz für einen großen Altar. Ein Jahr später brauchte Darmstadt seinen Waffensaal und wieder einmal war der Altar im Wege. Die beiden Direktoren der Landesmuseen in Darmstadt und Mainz  kannten sich gut und so kam in Mainz auf die Idee, dass die Josefskapelle der beste Platz für diesen Altar wäre. Darmstadt war mit einer Dauerleihgabe einverstanden. Der Altar wurde sorgsam in Kisten verpackt. Dabei kamen zwischen 30 und 40 Kisten zusammen, die zunächst nach Köln geschickt wurden. Hier entfernte man den restlichen Schafs- und Hühnerdreck und brachte ihn wieder auf Hochglanz. Eichenholz wurde ersetzt, Holznägel gemacht. Die Vergoldung und manche Farben konnte man nicht mehr herstellen, deshalb wurde darauf verzichtet. Den Figuren wurden fehlende Finger und andere Attribute ersetzt. Neue Teile sollten aber nicht hinzugefügt werden. Was die Denkmalpflege insgesamt rund 10.000 Euro kostete.

Durch Schriftzeichen, die bei der Restauration gefunden wurden, und Vergleichen mit den beiden Seitenaltären, konnte man nun mit Sicherheit sagen, dass es sich um den Altar der Kartäuser Klause handelte. Zuvor hatte man noch vermutet, dass der Altar möglicherweise aus dem Mainzer Reichsklarakloster stammte, das ja zu einer ähnlichen Zeit geschlossen wurde, wie die Kartäuser Klause.

 

An Ostern nach Mainz

 

Nach der Restauration wurde er nach Mainz gebracht. Der Irrweg war zu Ende, der Altar hatte endlich seinen Platz gefunden. An Ostern, dem  18.3.2008,  wurde, vom ZDF  übertragen der Altar in der Josefkapelle  feierlich geweiht und begrüßt. Im Beisein von städtischen und geistlichen Würdenträger sowie vielen Mainzern. Nach 216 „wilden“ Jahren endlich wieder daheim.

 

Ein kunstgeschichtliches und historisches bedeutendes Kunstwerk Mainzer Barockarbeit  steht somit in unserer Hauskapelle. Und es stellt sich die Frage, ob ein Altar, der um und für das Kreuz gebaut wurde auch einen Leidensweg gehen muss, wie sein Namensgeber, der Gekreuzigte?

 

 

 

Das Altarbild des Mönchhofaltars

 

Das Altarbild hat seine eigene Geschichte. Im dreißigjährigen Krieg zwischen 1631 und 1661 war Mainz von den Schweden besetzt. Festungskommandant war Obrist Gisbert von Hohendorf. Er verließ im Januar 1636 die Stadt und ging in sein neues  Einsatzgebiet, den Niederlanden. Einen Teil seiner Beute, die er mitnahm, waren zwei sehr wertvolle Altarbilder aus  der 1320 gegründeten  Mainzer Klause der Kartäuser.  Gisbert heiratete und starb bald darauf. Die während der Besatzung geflohenen Kartäuser kamen nach Mainz zurück und versuchten von Gisberts Witwe ihre Gemälde wieder zu bekommen. Aber die hatte wohl den Wert der Bilder erkannt und verlangte für die Rückgabe 8.000 Gulden. Das konnte Mainz nicht bezahlen.

Die Bilder konnten dann von der Antwerpener Kartause gekauft werden. Doch  sie gingen nicht nach Mainz zurück. 1783 wurde die Antwerpener  Kartause aufgehoben und so verlor sich die Spur der Gemälde.

 

Ersatz aus der Rubensschule

 

Antwerpen hatte bereits 1715 das Gemälde einer Kreuzigung  nach Mainz geschickt, wohl als Ersatz. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und kommt mit Sicherheit aus der Schule von Peter Paul Rubens und  Anton van Dyck. Peter Paul Rubens selbst hatte zwei Kreuzigungsbilder mit dem gleichen Motiv wie das Mainzer Gemälde erschaffen:  Eines der Bilder,  der Lanzenstich,  hängt im Prado in Madrid. Das andere mit gleichem Inhalt und Aufbau in der Pinakothek in München. Beide Bilder zeigen in der Mitte den gekreuzigten Jesus.  Hinter ihm die beiden Schächer, an der Seite den römischen  Offizier auf seinem Pferd, der mit der Lanze auf die Seite Jesu zielt bzw. sticht. Die Mutter Maria und Maria Magdalena stehen beim Kreuz, ebenso der Evangelist Johannes. Experten gehen davon aus, dass einer der Schüler Rubens ein drittes Bild mit dem gleichen Motiv gemalt hat, was über die Antwerpener Kartause nach Mainz gelangte.

 

Im ersten Kartäuser-Altar war das Bild Mittelpunkt

 

 Am 4.10.1715  wurde in der alten offenen Salvatorkapelle am Friedhof der Klause ein Altar dem  Gekreuzigten geweiht. Das Bild, das aus Antwerpen gekommen war, wurde bei der Weihe wohl schon verwendet.

Wie bereits erwähnt bekam dann die Mainzer Werkstatt des Hofschreiners  Franz Anton Herrmann den Auftrag, für die Salvatorkapelle einen neuen Altar um dieses Kreuzbild zu bauen. Der Aufbau ist aus Eichenholz und Nussbaum furniert. Der Altarblock und der Tabernakel sowie die Skulpturen sind aus Lindenholz. Die Säulen sind leicht versetzt und teilen die Vorderseite des Altars in drei Teile: ein breites Mittelteil, die seitlichen Teile wirken wie zwei Nischen. Reiche Durchbruch- und Schnitzarbeiten bilden den Abschluss dieser beiden Nischen. An der rechten und linken Seite sind jeweils, wie eine Art Anhängsel, Säulen angebracht. Sämtliche Verzierungen sind vergoldet, der Anstrich wurde mit Firnis gemacht, einer Art klarem, transparenten Schutzanstrich. Auf diesen Säulen stehen Figuren.

 

 

Altarfiguren passen zum Altarbild

 

Der Altar zeigt eine sorgsame Abgestimmtheit mit der großen Werkstatt des Mainzer Holzbildhauers Burghard Zamels.  Er schuf zu dem Altarbild die Heiligenfiguren, die  mit dem Kreuz verbunden sind und es hoch verehren:

 

1.)              Der heilige Kaiser Konstantin der Große, der im Zeichen des Kreuzes siegte  und das Christentum zur römischen Staatsreligion erhob.

2.)              Der Gründerabt der Kartause,  der heilige Bruno, dem der Gekreuzigte erschienen sein soll. Die linke Hand Brunos trug wohl einst sein Attribut, das Kruzifix

3.)              Die heilige Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, die das wahre Kreuz aufgefunden haben soll.  Ihr verdanken wir das Fest der Kreuzerhöhung.

4.)              Die heilige Veronika mit dem Schweißtuch Jesu, mit dem wahren

                   Abbild.

5.)              Zwei Engel auf dem Obergeschoß des Altars. Einer mit der Geißelsäule Christi und der andere mit der zugehörigen Geißel, die aber im Laufe der Jahrhunderte verloren ging.

 

 

In dem breiteren Mittelteil zeigt das Altarbild vorzüglich die Namensgebung des Altars und die Passion. Darüber befindet sich ein ovales, kleineres Bild: Die Auferstehung Jesu, von einem Mainzer Künstler etwa um die gleiche Zeit gemalt. Darüber der Heilige Geist, in der Gestalt einer Taube mit Strahlenkranz. Den krönenden Abschluss bildet das stilisierte Herz Jesu, das seit dem Spätmittelalter von den Kartäusern verehrt wurde.

 

Durch die sehr gelungene gemeinsame Arbeit ist ein Meisterwerk entstanden.

 

                                                             Annlis Seligmann, Seniorin des Mainzer Altenheims

 

 

Quellen: Mainzer Kirchenführer /  Baudenkmäler in Rheinland-Pfalz 2006-2008 /  Odyssee eines Retabels von Claudia Gerner-Beuerle, Joachim Glatz, Theo Jülich, / Pfr. Bruno Knapp